Spoken: Liebe Mitmenschen in Dresden, auch ich möchte Ihnen Guten Abend sagen und Ihnen sagen, dass wir uns sehr freuen wieder einmal nach einem Jahr in Ihrer schönen Stadt zu sein, in Dresden. Und sie wissen, so hoff' ich, dass - dass das, wenn es auch beiläufig gesagt ist, aber so doch sehr von Herzen kommt. Besonders grüßen wir, auch Heute wieder unter uns, einen Gast, einen mächtigen Mann - ich hab' die Mitmenschen vom Rundfunk gebeten, diese Stelle nacher wieder rauszuschneiden, das is' 'ne kleine, private Ansage - einen mächtigen Mann, nämlich einen Zeitungsmann. Kritiker bei der 'Sächsischen Zeitung', Dresden. Es ist der uns allen so liebe Herr Liebscher. Es, äh - was ich jetzt sage ist keine - Sie brauchen da nicht zu pfeifen - was ich letzt sage ist überhaupt nischt was mit Rachsucht zu tun hat. Sie wissen ja alle selbst, dass das Zeilenhonorar bei vielen unserer Zeitungen nicht so üppig ist, dass man immer um jeden Preis eine fachliche und sachiche Kritik erwarten könnte. So schrieb Herr Liebscher in seiner letzten Kritik, im letzen Jahr, unter anderem: "Was die Musik zu laut, zu lärmend, waren die Haare so manches Orchestermitgliedes zu lang. Das passt so wenig in unsere Zeit und schon garnicht zum Lenz." Es ist natürlich immer wieder gut, wenn man auf Mitmenschen stößt, die einem doch hin und wieder'n Tip geben können, was in unsere Zeit passt und was nicht. Immerhin, ich, für meinen Teil, hab' Konsequenzen daraus gezogen. Ich habe also - ich habe also - ich halte - ich halte in der, in der Garderobe für Herrn Liebscher zwei Kugeln Oropax bereit, ausserdem hab' ich meinen - meinen Konfirmationsanzug wenden lassen. Und im Übrigen, wie Sie alle sehen können, hab' ich mir die Haare ganz kurz schneiden lassen. Meine Damen und Herren, wenn Sie morgen in der Zeitung eine böse Kritik finden, dann wissen Sie alles. Vielleicht springt auch'n Kollege ein - unter Liebscher würd' ich's morgen nicht machen!