Er verbringt den Tag auf der Fensterbank. Nur die Flügel sind angeklebt Sonst ist er echt und ich schwöre, er lebt. Er hat helle Wimpern, feine Glieder Und goldlockiges Haar. Seine Augen sind wild und klar. Und ich hab zwanzig Tropfen in das Glas gezählt Ruhe wohl und neig' mein Haupt zu dir. Und wenn ich schlafe, dann fliegt er davon. Um auf Zehenspitzen durch die Wiese zu geh'n Auf nackten Füßen, wo die Fahnen steh'n. Und er lacht hoch und hell als sei alles nur Spaß. Und ich hab ihn gewarnt: Die Schlange liegt im Gras. Du lachst für jeden, Herzchen, nur schön muss er sein, dein immer gleiches Lachen. Auf deinem hübschen Puppengesicht. Bringt mich fast zum weinen. Und ich lieg' immer noch wach. Du schaust mir zu, während noch eine Stunde anbricht Von der Fensterbank aus, mein Engel. Bitte schelte mich nicht. Denn ich hab vom süßen Gift genascht Damit ich endlich Ruhe finden kann. Und wenn ich dann schlafe, dann fliegst du davon. Und mit der strahlenden Sonne auf dem goldenen Haar Durch die Wiesen zu geh'n, wo ich damals auch war. Ein Butterblumenmeer. Du musst dich hüten: es sitzen auch wütende Bienen auf den gelben Blüten. Und verkühl dir nicht die nackten Zehen. Da sind Wespen in deinem Glas. Ich kann es seh'n. Und du lachst hoch und hell, als sei alles nur Spaß. Und die Schlange liegt im Gras. Süße Lippen, Herzchen, nur schön musst du sein. In den weißen Laken lieg' ich. Weich gebettet, sink tief ein. Der flache Atem geht schwer. Ich hör dein Lachen von weit her. Nur noch ein paar Tropfen, noch ein paar schillernde Perlen mehr. Blaue Lippen, wolkenlos, starre Augen ohne Blick. Lass mich nicht im Stich. Komm bitte zurück. Mir ist die Zunge gelähmt, nur die Augen noch nicht. Ich sehe dich steh'n im gleißenden Licht Und auf dem Boden zersprungenes Glas. Und in Gedanken ruf ich dir zu: Die Schlange liegt im Gras.